Bagatellschadenfälle - was ist zu beachten? Bagatellschadengrenze 750 bis 1.000 Euro (Stand 2022)
Als Bagatellschaden wird ein einfach gelagerter Schaden bezeichnet. Ein Schaden bei dem auch der automobiltechnische Laie sofort erkennen kann, dass es sich um eine Kleinigkeit handelt. Als Orientierung wird eine Schadenhöhe von maximal 750 bis 1.000 Euro herangezogen. In Anbetracht der technisch immer aufwendigeren Fahrzeuge ist ein Bagatellschaden heute eher die Ausnahme, als die Regel.
Kleinere Schäden werden häufig unterschätzt und auf die leichte Schulter genommen. Die Bauweise moderner Fahrzeuge lässt von außen oft keine Schäden erkennen, die Schäden liegen häufig im Inneren verborgen hinter Verkleidungen und Karosserieaußenteilen.
Im Bagatellschadenfall sind zwei Dinge zu beachten! Zum einen ist es wichtig sicherzustellen, dass es sich wirklich um einen Kleinstschaden handelt und weitere Risiken ausgeschlossen sind. Zum anderen ist es wichtig für die Schadenschätzung möglichst kein oder nur wenig Geld auszugeben, da nicht alles ohne weiteres erstattet wird. So sollten Sie kein vollwertiges Kfz Gutachten erstellen lassen, denn die Versicherung wird die Kosten hierfür nicht übernehmen. Gleiches gilt auch meist für die Kosten eines Kostenvoranschlages, die Übernahme der Kosten sollten Sie mit der Versicherung stets im Vorfeld klären. Eine mögliche Lösung stellt ein sogenanntes Kurzgutachten dar, die Kosten werden von der Versicherung im Regelfall übernommen.
Überschreitet der Schaden hingegen die Bagatellgrenze von derzeit ca. 750 € bis 1.000 € (Tendenz Richtung 1.000 Euro, Stand 2022), so ist es gerechtfertigt und empfehlenswert im Haftpflichtschadenfall einen Gutachter Ihrer Wahl zu beauftragen. Die Kosten hierfür werden von der Versicherung getragen.
Im Bagatellschadenfall ist ein Kurzgutachten empfehlenswert
Abgrenzung von Bagatellschäden und Unfallschäden
Die Situation ist etwas unbefriedigend, denn häufig stellen sich vermeintliche Bagatellschäden bei genauerer Betrachtung als Unfallschäden heraus. Diese liegen dann schnell im Bereich mehrerer tausend Euro und sind nach fachgerechter Reparatur bei einem späteren Verkauf des Fahrzeugs offenbarungspflichtig. Um nicht später auf einem Schaden sitzen zu bleiben, ist eine zeitnahe Abgrenzung wichtig. Ein zu spät erkannter Schaden kann in der Abwicklung erhebliche Probleme nach sich ziehen und im schlimmsten Fall die Regulierung kosten.
Abwicklungen von "vermeintlichen" Bagatellschäden gehen am eigentlichen Schadenausmaß vorbei. Nicht erkannte Schäden werden erst bei einem späteren Verkauf des Fahrzeugs oder der Rückgabe des Leasingwagens entdeckt. Dann ist es jedoch zu spät! Die Geltendmachung von älteren Schadenersatzansprüchen ist zu diesem Zeitpunkt nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich.
Die Versicherung drängt mit Hinweis auf die Schadenminderungspflicht zunächst meist auf einen Kostenvoranschlag. Gleiches gilt auch für die Verunsicherung der Geschädigten mit dem vermeintlichen Kostenrisiko bei der Einschaltung eines eigenen Gutachters.
Die Schadenabwicklung mittels Kostenvoranschlag ist mit Vorsicht zu genießen, denn als Regulierungsbasis bringt sie überwiegend Vorteile für die Versicherung. So liegt beispielsweise das Prognoserisiko im Falle eines Kostenvoranschlags beim Reparaturbetrieb.
Kommt es im Zuge der Reparatur zu höheren Kosten, wird die Versicherung regelmäßig auf den Reparaturbetrieb verweisen. Reparaturkostenausweitungen werden so auf die Geschädigten und die Reparaturbetriebe verlagert.
Das Prognoserisiko ist jedoch nur ein Nachteil von vielen, lesen Sie mehr in unserem Ratgeber.
Eine erste Einschätzung vom Profi kostet Sie in der Regel nichts - lassen Sie Ihren Wagen nach einem Unfall unverbindlich überprüfen! Wir bieten den Check Ihres Schadens als kostenfreien Kundenservice an. Wir werfen wir einen professionellen Blick auf Ihren Schaden und sprechen mit Ihnen über vorhandene Risiken und darüber, worauf es in Ihrem ganz individuellen Fall ankommt.
Schadenersatzansprüche zeitnah realisieren - Risiken von Folgeschäden minimieren
Vorsicht bei vermeintlichen Bagatellschäden - technische BetrachtungDolor Sit Amet
Sie hatten einen Unfall und am Fahrzeug ist eigentlich gar nichts zu sehen? Das ist kein Einzelfall und bei modernen Fahrzeugen nicht ungewöhnlich. Die weichen Kunsttoffaußenteile moderner Karosserien sind häufig nicht dafür konstruiert, Energie aufzunehmen.
Der Anstoß wird an die inneren, Energie absorbierenden, Bauteile weitergeleitet. Diese nehmen die Bewegungsenergie gezielt auf und wandeln sie in Verformungsenergie um. Charakteristisch ist dies vor allem für vordere und hintere Stoßfänger, sowie Seitenschweller. Diese Verkleidungen der Außenkarosserie bestehen häufig aus elastischen Kunststoffen und leiten die Anstoßenergie an innen liegende Bauteile (Quer- und Längsträger, Abschlussblech, Gepäckraumboden, Unterholme etc.) weiter.
Bei der Krafteinwirkung durch einen Anstoß erfolgt eine temporäre elastische Verformung des flexiblen Kunststoffaußenteils, das Bauteil federt nach dem Anstoß jedoch wieder in die ursprüngliche Form zurück und von außen ist dadurch kein Schaden erkennbar. Die plastisch verformten, verbogenen, gestauchten oder gebrochenen Bauteile und sind für den technischen Laien nicht als beschädigt zu erkennen.
Die Explosivzeichnung zeigt einen hierfür typischen Aufbau - einen Seitenwandrahmen aus Stahl mit einer Schwellerverkleidung aus flexiblem Kunststoff. Der Abstand der Schwellerverkleidung zum Seitenwandrahmen beträgt nur wenige Zentimeter.
Energie absorbierende Bauteile können ihre Funktion häufig nur einmal erfüllen! Ein beschädigtes Bauteil kann bei einem ähnlich gelagerten erneuten Unfall die Bewegungsenergie kein zweites mal gezielt in Verformungsenergie umwandeln.
Verkehrssicherheit und Unfallsicherheit bei Folgeschäden nicht unterschätzen!
Beispiel für einen vermeintlichen BagatellschadenSchadenhöhe brutto 3.892,33 €
Beispiel für einen vermeintlichen Bagatellschaden
Klassischer Auffahrunfall - zunächst ein vermeintlicher Bagatellschaden
Zu beurteilen ist ein Heckschaden an einem Audi A6 nach einem Auffahrunfall bei einer geschätzten Kollisionsgeschwindigkeit von ca. 15 Km/h. Der Audi war in eine typische Schadenkonstellation verwickelt, in der beide unfallbeteiligten Fahrzeuge in Bewegung waren. Am Fahrzeugheck sind auf den ersten Blick kaum Schäden erkennbar. Nun gilt es das Risiko richtig einzuschätzen und das Fahrzeug genauer zu untersuchen.
Nahaufnahme Stoßfänger hinten
Schäden sind häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar, das liegt am konstruktiven Aufbau moderner Fahrzeuge. Die Spaltmaße verlaufen sauber und unauffällig. Von außen sind lediglich leichte Quetschungen und Kratzer am Stoßfänger erkennbar. Ein Schadensbild, dass vermeintlich keinen großen Schaden vermuten lässt. Konstruktiv bedingt gibt der elastische Stoßfänger jedoch beim Unfall stark nach und federt im Anschluss wieder in die Ausgangslage zurück.
Aufnahme Unterboden
Eine erste Inaugenscheinnahme des Unterbodens von außen lässt keine Beschädigungen vermuten. Die untere Verbindung des Stoßfängers mit der Karosserie ist nicht verformt oder gebrochen, es sind keine Halter abgerissen und weder Einbeulungen noch Kratzer am Unterboden oder am Stoßfänger erkennbar.
Aufnahme Gepäckraum
Auch hier sind für den Laien zunächst keine Schäden erkennbar. Das Schließverhalten des Heckdeckels ist einwandfrei und lässt keine Beschädigung vermuten. Es sind keine Verspannungen erkennbar und der Heckdeckel sitzt korrekt in Postition. Die Kunststoff Verkleidung des Abschlussblechs sitzt ordentlich und weist keine Bruchstellen auf. Das Reserverad ist nicht eingeklemmt und lässt sich ohne Probleme aus- und einbauen.
Detailaufnahme Unterboden
Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet stellt sich die Sache anders dar. Bei genauerer Überprüfung ergeben sich Schäden an der Auspuffanlage, sowie an der hinteren Karosserie. Durch die Dynamik des Auffahrunfalls (siehe Beispielkollision Heckauffahrunfall weiter unten) erfolgte der Aufprall auf den Audi A6 tiefer als im statischen Zustand.
Detailaufnahme Gepäckraum innen
Bei den meisten Fahrzeugen ist es mit wenigen Handgriffen möglich den Gepäckraumboden freizulegen. Das Foto zeigt den Gepäckraumboden von innen - das Abschlussblech ist eingedrückt und der Gepäckraumboden weist einen Knick auf.
Detailaufnahme Unterboden
Das Abschlussblech ist verbogen und die Reserveradwanne eingedrückt. Der vermeintliche Bagatellschaden stellt sich inzwischen als komplexer Unfallschaden heraus. Neben dem beschädigten Stoßfänger sind diverse weitere Schäden vorhanden. Die erforderlichen Mechanik-, Elektrik-, Karosserie- und Lackierabeiten sind umfangreich und verursachen bereits ohne erforderliche Ersatzteile mehrere tausend Euro.
Detailaufnahme Unterboden
Der flexible Stoßfänger hat durch den Anstoß stark nachgegeben und wurde in die dahinterliegende Karosserie gedrückt. Der Schaden ist von außen für den Laien jedoch nicht zu erkennen, da der Stoßfänger nach dem Anstoß wieder elastisch in die Ausgangslage zurückgefedert ist. Bei der Beurteilung eines Schadens ist der konstruktive Aufbau eines Fahrzeugs ein entscheidendes Kriterium. Kenntnis über die verbauten Materialien und den Fahrzeugaufbau lassen Rückschlüsse auf Kräftewirkungen und Risiken zu.
Audi A6 Explosivzeichnung des Fahrzeughecks
Das Fahrzeugheck weist einen typischen Aufbau moderner Fahrzeuge auf. Der außen liegende Stoßfänger besteht aus flexiblem Kunststoff. Direkt dahinter sitzt der Querträger, welcher mit Pralldämpferelementen (Crashboxen) auf die hinteren Längsträgeranschlüsse geschraubt ist. Weiter innen liegend beginnt das Abschlussblech, welches im Verbund mit Gepäckraumboden und Reserveradwanne steht.
Klassische Konstellation Heckauffahrunfall
Das Beispielfoto zeigt eine klassische Situation eines Heckauffahrunfalls. Die Dynamik der beteiligten Fahrzeuge ist für die Eingrenzung eines Schadens von großer Bedeutung. Beim Bremsvorgang federt die Karosserie vorne ein und hinten aus. Das Auffahrende Fahrzeug liegt vorne somit wesentlich tiefer, während das angestoßene Fahrzeug durch den Bremsvorgang hinten ausfedert und mit dem Heck wesentlich höher liegt. Die Berührpunkte der beiden Fahrzeuge in der gezeigten Dynamik unterscheiden sich erheblich vom statischen Zustand ohne Bewegung.
Die Reparaturkosten des vermeintlichen Bagatellschadens belaufen sich am Ende auf brutto 3.892,33 Euro
Bei der Eingrenzung eines Schadens spielen der konstruktive Aufbau eines Fahrzeugs eine ebenso große Rolle wie die Dynamik des Unfalls. Dieses Beispiel macht deutlich wie wichtig es ist, einen optisch unbedeutenden Schaden nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Klassischer Auffahrunfall - zunächst ein vermeintlicher Bagatellschaden
Zu beurteilen ist ein Heckschaden an einem Audi A6 nach einem Auffahrunfall bei einer geschätzten Kollisionsgeschwindigkeit von ca. 15 Km/h. Der Audi war in eine typische Schadenkonstellation verwickelt, in der beide unfallbeteiligten Fahrzeuge in Bewegung waren. Am Fahrzeugheck sind auf den ersten Blick kaum Schäden erkennbar. Nun gilt es das Risiko richtig einzuschätzen und das Fahrzeug genauer zu untersuchen.
Nahaufnahme Stoßfänger hinten
Schäden sind häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar, das liegt am konstruktiven Aufbau moderner Fahrzeuge. Die Spaltmaße verlaufen sauber und unauffällig. Von außen sind lediglich leichte Quetschungen und Kratzer am Stoßfänger erkennbar. Ein Schadensbild, dass vermeintlich keinen großen Schaden vermuten lässt. Konstruktiv bedingt gibt der elastische Stoßfänger jedoch beim Unfall stark nach und federt im Anschluss wieder in die Ausgangslage zurück.
Aufnahme Unterboden
Eine erste Inaugenscheinnahme des Unterbodens von außen lässt keine Beschädigungen vermuten. Die untere Verbindung des Stoßfängers mit der Karosserie ist nicht verformt oder gebrochen, es sind keine Halter abgerissen und weder Einbeulungen noch Kratzer am Unterboden oder am Stoßfänger erkennbar.
Aufnahme Gepäckraum
Auch hier sind für den Laien zunächst keine Schäden erkennbar. Das Schließverhalten des Heckdeckels ist einwandfrei und lässt keine Beschädigung vermuten. Es sind keine Verspannungen erkennbar und der Heckdeckel sitzt korrekt in Postition. Die Kunststoff Verkleidung des Abschlussblechs sitzt ordentlich und weist keine Bruchstellen auf. Das Reserverad ist nicht eingeklemmt und lässt sich ohne Probleme aus- und einbauen.
Detailaufnahme Unterboden
Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet stellt sich die Sache anders dar. Bei genauerer Überprüfung ergeben sich Schäden an der Auspuffanlage, sowie an der hinteren Karosserie. Durch die Dynamik des Auffahrunfalls (siehe Beispielkollision Heckauffahrunfall weiter unten) erfolgte der Aufprall auf den Audi A6 tiefer als im statischen Zustand.
Detailaufnahme Gepäckraum innen
Bei den meisten Fahrzeugen ist es mit wenigen Handgriffen möglich den Gepäckraumboden freizulegen. Das Foto zeigt den Gepäckraumboden von innen - das Abschlussblech ist eingedrückt und der Gepäckraumboden weist einen Knick auf.
Detailaufnahme Unterboden außen
Das Abschlussblech ist verbogen und die Reserveradwanne eingedrückt. Der vermeintliche Bagatellschaden stellt sich inzwischen als komplexer Unfallschaden heraus. Neben dem beschädigten Stoßfänger sind diverse weitere Schäden vorhanden. Die erforderlichen Mechanik-, Elektrik-, Karosserie- und Lackierabeiten sind umfangreich und verursachen bereits ohne erforderliche Ersatzteile mehrere tausend Euro.
Detailaufnahme Unterboden außen
Der flexible Stoßfänger hat durch den Anstoß stark nachgegeben und wurde in die dahinterliegende Karosserie gedrückt. Der Schaden ist von außen für den Laien jedoch nicht zu erkennen, da der Stoßfänger nach dem Anstoß wieder elastisch in die Ausgangslage zurückgefedert ist. Bei der Beurteilung eines Schadens ist der konstruktive Aufbau eines Fahrzeugs ein entscheidendes Kriterium. Kenntnis über die verbauten Materialien und den Fahrzeugaufbau lassen Rückschlüsse auf Kräftewirkungen und Risiken zu.
Audi A6 Explosivzeichnung des Fahrzeughecks
Das Fahrzeugheck weist einen typischen Aufbau moderner Fahrzeuge auf. Der außen liegende Stoßfänger besteht aus flexiblem Kunststoff. Direkt dahinter sitzt der Querträger, welcher mit Pralldämpferelementen (Crashboxen) auf die hinteren Längsträgeranschlüsse geschraubt ist. Weiter innen liegend beginnt das Abschlussblech, welches im Verbund mit Gepäckraumboden und Reserveradwanne steht.
Klassische Konstellation Heckauffahrunfall
Das Beispielfoto zeigt eine klassische Situation eines Heckauffahrunfalls. Die Dynamik der beteiligten Fahrzeuge ist für die Eingrenzung eines Schadens von großer Bedeutung. Beim Bremsvorgang federt die Karosserie vorne ein und hinten aus. Das Auffahrende Fahrzeug liegt vorne somit wesentlich tiefer, während das angestoßene Fahrzeug durch den Bremsvorgang hinten ausfedert und mit dem Heck wesentlich höher liegt. Die Berührpunkte der beiden Fahrzeuge in der gezeigten Dynamik unterscheiden sich erheblich vom statischen Zustand ohne Bewegung.
Die Reparaturkosten des vermeintlichen Bagatellschadens belaufen sich am Ende auf brutto 3.892,33 €
Bei der Eingrenzung eines Schadens spielen der konstruktive Aufbau eines Fahrzeugs eine ebenso große Rolle wie die Dynamik des Unfalls. Dieses Beispiel macht deutlich wie wichtig es ist, einen optisch unbedeutenden Schaden nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Nehmen Sie vermeintliche Bagatellschäden nicht auf die leichte Schulter
Erste Selbsteinschätzung - Schäden richtig deuten - worauf ist zu achten?
Ab einer gewissen Schadenkomplexität ist ein Profi für die vollständige Eingrenzung eines Schadens sicher unumgänglich. Eine erste Selbsteinschätzung jedoch ist mit etwas technischem Verständnis und Interesse für die Materie ohne weiteres möglich.
Schadensbild eingrenzen - was ist zu sehen?
Prüfen Sie das Schadensbild - was ist zu sehen? Kratzer, Schrammen, Dellen, Beulen, Quetschungen, Verformungen, Bruchstellen, Risse, Stauchungen, Knicke, etc.
Betroffene Karosserieteile festlegen - was ist beschädigt?
Welche Bauteile sind betroffen? Stoßfänger, Türen, Vorderkotflügel, Motorhaube, Heckklappe (sogenannte Montageteile) sind bei den meisten Fahrzeugen geschraubt und daher einfach zu ersetzen. Hinterkotflügel, A-Säulen, B-Säulen, C-Säulen, D-Säulen, Abschlussblech, Seitenschweller, Dach mit Dachrahmen, Radhäuser oder Karosserieinnenteile, sowie der gesamte Karosserieunterboden stehen im Regelfall im festen Verbund mit der Karosserie und sind verschweißt, genietet und geklebt - der Austausch dieser Bauteile ist komplex und teuer! Derartige Reparaturen hinterlassen häufig Reparaturspuren. Der Austausch von Montageteilen hingegen ist günstig und hinterlässt kaum Spuren.
Betroffene Materialien festlegen - Schadensbild?
Jede Materialart zeigt eine andere Schadencharakteristik - harter Kunststoff bricht (Rückleuchten, Blinkleuchten, Rückstrahler, Scheinwerfer, Frontgrill, Außenspiegel, etc.), weicherer Kunststoff gibt nach (Stoßfängerverkleidungen, Vorderkotflügel, Blenden, Abdeckungen), Metallteile verformen (Motorhaube, Vorder- und Hinterkotflügel, Säulen, Dachrahmen, Dach, Türen, Schweller, Heckklappen, etc.),
Konstruktion - welcher Fahrzeugaufbau liegt vor?
Besteht ein Risiko, dass innenliegende Bauteile betroffen sind? Dies ist häufig bei Stoßfängerverkleidungen der Fall. Die flexible Stoßfängerverkleidung gibt beim Anstoß nach und die innenliegenden Karosserieteile absorbieren die Anstoßenergie.
Orientierung an der Fahrzeugsymmetrie - Spaltmaße prüfen
Nutzen Sie die Fahrzeugsymmetrie und vergleichen Sie die beschädigte Seite mit der unbeschädigten. Gibt es Abweichungen im Bereich der Spaltmaße? Sind Karosserieteile verschoben oder stehen einseitig ab?
Instandsetzung / Reparatur - welche Arbeiten sind erforderlich?
Im Bereich der Unfallinstandsetzung gibt es Mechanikarbeiten, Elektrikarbeiten, Karosseriearbeiten und Lackierarbeiten. Mechanik- und Elektrikarbeiten sind meist günstiger, Karosserie- und Lackierarbeiten im Regelfall teurer.
Selbsteinschätzung Reparaturkosten - wie hoch ist der Schaden an meinem Auto?
Fahrzeugklasse, Bauart und Ausstattung sind unterschiedlich, doch typische Schäden lösen meist typische Arbeitsschritte aus - hierdurch wird eine grobe erste Einschätzung möglich. Den folgenden Beispielen liegen markengebundene Fachwerkstattlöhne der Region München (2017) inklusive 19% MwSt. zu Grunde (freie Werkstätten liegen preislich häufig um 20-40% darunter).
Beispiel 1 - Stoßfänger verkratzt - Lackierung möglich
Stoßfänger demontieren - zerlegen - lackieren - zusammenbauen - montieren - Orientierungswert Reparaturkosten Kleinwagen 600 Euro - Mittelklasse 1300 Euro - Oberklasse 1600 Euro.
Beispiel 2 - Stoßfänger gequetscht - Erneuerung erforderlich
Stoßfänger demontieren - zerlegen - Stoßfänger erneuern - Neuteil lackieren - Stoßfänger zusammenbauen - montieren - Orientierungswert Reparaturkosten Kleinwagen 800 Euro - Mittelklasse 1600 Euro - Oberklasse 3000 Euro
Beispiel 3 - Vorderkotfügel verkratzt - Lackierung möglich
Vorderkotflügel demontieren - lackieren - montieren - Orientierungswert Reparaturkosten Kleinwagen 600 Euro - Mittelklasse 900 Euro - Oberklasse 1200 Euro
Sind zwei oder mehr Bauteile betroffen, so wird die Bagatellgrenze meist schon überschritten
Kann ich im Bagatellschadenfall (Haftpflichtschaden) einen Gutachter einschalten? Wer trägt die Kosten?
Sollten Sie am Unfall keine Schuld tragen, so werden die Kosten für die Erstellung eines Kfz Gutachtens ab einer Schadenhöhe oberhalb der Bagatellgrenze (750 € bis 1.000 €) im Haftpflichtschadenfall übernommen. Die 750 Euro Grenze ist generell als grober Orientierungswert zu sehen, es ist durchaus möglich den Orientierungswert zu über-, oder zu unterschreiten, je nach Schaden kann die Bagatellgrenze in geringem Umfang variieren.
Pauschale Versicherungsaussagen, wie "Wir brauchen kein Gutachten bis 3.000 Euro Schaden" sind rechtlich nicht haltbar. Das die Versicherung kein Geld für ein Gutachten ausgeben möchte, liegt in der Natur der Sache - die Entscheidung für oder gegen ein Gutachten liegt jedoch beim Geschädigten. Ab einem Schaden oberhalb der Bagatellgrenze steht Ihnen der Gutachter Ihrer Wahl rechtmäßig zu. Und dies nicht ohne Grund, ein unabhängiges Gutachten bringt Transparenz und Sicherheit in einen Schadenfall.
Bei Schäden unterhalb der Bagatellgrenze besteht die Schwierigkeit, dass die Versicherung für die Schadenschätzung kein Gutachten bezahlen wird. Dies auch zu Recht, denn ein Gutachten wäre im Bagatellschadenfall überdimensioniert. Die Kosten würden in keinem vernünftigem Verhältnis zum eingetretenen Schaden stehen und wären damit unverhältnismäßig (Schadenminderungspflicht).
Reicht die Schadenhöhe für ein Gutachten nicht aus, so ist ein Kurzgutachten eine sichere Alternative
Für sehr geringfügige Schäden kann ein Kostenvoranschlag sinnvoll sein. Klären Sie jedoch im Vorfeld mit der regulierenden Versicherung die Übernahme der Kosten. Die Versicherungen fordern zwar häufig Kostenvoranschläge, sind aber nicht bereit hierfür die Kosten zu tragen. Nach einem Verkehrsunfall gibt es verschiedene Möglichkeiten einen Schaden nachzuweisen. Zwischen den einzelnen Varianten gibt es große Unterschiede! In unserem Ratgeber finden Sie alle Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen gegenübergestellt.
Benötigen Sie Unterstützung bei der Einschätzung? Nutzen Sie unsere kostenfreie Erstberatung!
Wir stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite, kommen Sie mit Ihrem Wagen einfach persönlich bei uns vorbei, wir schätzen Ihren Schaden neutral ein und besprechen mit Ihnen kostenfrei worauf es in Ihrem ganz individuellen Fall ankommt. Eine kostenfreie Ersteinschätzung ist auch auf digitalem Wege möglich. Schildern Sie uns Ihr Anliegen und senden Sie uns aussagekräftige Fotos (Email, Link, MMS, WhatsApp, iMessage). Mit uns als Profi an Ihrer Seite gehen Sie in die Vogelperspektive und verschaffen sich den nötigen Überblick.
Schadenminderungspflicht
Als Geschädigter haben Sie die Pflicht den Schaden und die Schadensfolgen so gering wie möglich zu halten.
Bagatelle
Eine unbedeutende und geringfügige Kleinigkeit. Ein einfach gelagerter Schaden bei dem auch der Laie die Geringfügigkeit sofort einschätzen kann.
Kurzgutachten
Solide Alternative zum unsicheren Kostenvoranschlag (reduzierte Gutachtenvariante)
Bagatellgrenze 2022
Nach aktueller Rechtsprechung liegt die Bagatellgrenze derzeit bei ca. 750 Euro bis 1.000 Euro, Tendenz Richtung 1.000 Euro.